Waldbaden
Noch nie lebten Menschen in einer derart multimedial komplexen und fordernden Zeit wie heute. Befördert durch gesellschaftliche, gruppendynamische Abläufe werden wir ständig neu dazu aufgefordert, täglich aus einer unüberschaubaren Fülle an Informationen die für uns Wesentlichen herauszufiltern. Auch versuchen wir mit der kostbaren Ressource Zeit, sowohl in der Arbeit als auch in der Freizeit, immer äußerst effizient und produktiv umzugehen – am Besten im „Multitasking Modus“.
Das diese hohen Anforderungen bzw. Überforderungen zwangsläufig zu gesundheitlichen Defiziten führen, erscheint mir als nahezu logisch. Denn wann gönnen wir unserem Geist und Körper wirklich mal die so dringenden Auszeiten von all dem multimedialen Trubel, der uns heutzutage überall umgibt?
Übrigens:
Shopping als Erholung, gerade heute so überaus beliebt, mag als solches zwar durchaus nützlich sein, aber keinesfalls ist es erholend. Eigentlich logisch, denn wir sehen an einem einzigen Nachmittag im Einkaufszentrum mehr Menschen als unsere Vorfahren in ihrem ganzen Leben zu Gesicht bekamen. Dazu noch die vielen machtvollen Werbebilder, Musik, klimatisierte Belüftung, Funkstrahlenbelastung etc. Und so verlassen wir das Shopping-Center garantiert mit einem höheren Adrenalinspiegel im Blut als beim Betreten desselben. Erholung geht anders.
Was also tun?
Wie so oft sind die einfachsten Lösungen auch hier die Besten. Keep it simple, wenn du wieder mal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen kannst: Gehe einfach im selbigen spazieren!
Unsere Herkunft:
Wir Menschen (sowie die anderen Tiere) leben seit Anbeginn der Zeit in, mit und durch die uns umgebende Natur. Savannen und Wälder waren im Besonderen immer schon begehrte Lebensräume, auf die wir uns in der Jahrmillionen dauernden Entwicklungsgeschichte als Hominiden optimal eingestellt haben. Als kommunizierende Wesen und Mitbewohner dieser Ökosysteme stehen wir in ständigem Austausch mit dem Wald und seinen Bewohnern. Unsere ältesten Hirnregionen, Stammhirn und limbisches System, arbeiten dabei wie Radarantennen und nehmen die Informationen des Waldes auf. Dementsprechend steuern sie unser vegetatives Nervensystem und damit alle wesentlichen Körperfunktionen.
Wussten Sie schon?
Zahlreiche wissenschaftliche Studien geben mittlerweile Auskunft über die vielfältigen Heilkräfte des Waldes. Atem- und Herzfrequenz beruhigen sich, der Blutdruck sinkt und unser Immunsystem wird massiv aufgerüstet und verstärkt. Die Ausschüttung von Serotonin, Endorphinen und anderen „Glückshormonen“ wird stimuliert. Belastende Zustände wie Stress, Angst, Schlaflosigkeit etc. werden durch regelmäßige Waldspaziergänge (gilt übrigens auch für größere Stadtparks) signifikant minimiert. Zufriedene Stille beginnt sich in unserem Geist auszubreiten. Wir kommen also von der Anspannung in die Entspannung oder wie wir am Feuerberg gerne sagen, wir kommen „vom Tun zum Sein“!
Darum:
Nehmen Sie sich mindestens 2 Stunden pro Woche Zeit für „Doktor Wald“ und tauchen Sie ein in die heilende, wohltuende Atmosphäre. Und schon bald spüren auch Sie die Ruhe und Entschleunigung.
Und wer weiß, vielleicht gehören auch Sie bald zu denen, die ihre Antennen ganz bewusst und achtsam ausstrecken um wunderbare neue Kraftorte zu entdecken und sich mit der Kraft des Waldes zu verbinden?
Mein Tipp für Sie:
Gehen Sie im Sommer ruhig mal barfuß durch den Wald. Das trainiert die Beine, stimuliert die Fußreflexzonen und somit ihren ganzen Körper. Er wird es ihnen mit einem herrlichen Wohlgefühl nach dem Spaziergang danken. Außerdem können Sie dadurch ihre Stressenergie besser über die Füße ausleiten und den Kontakt zum Waldboden verstärken.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Waldbaden!
Wir sind die Treibenden.
Aber den Schritt der Zeit,
nehmt ihn als Kleinigkeit
im immer Bleibenden.
Alles das Eilende
wird schon vorüber sein;
denn das Verweilende
erst weiht uns ein.
(Rainer Maria Rilke)